PRO uND KONTRA: Was spricht für und gegen das vorhaben?
PRO: FÜR den geplanten Netto
- Es gäbe eine Einkaufsmöglichkeit in Pracht. Für Lebensmittel müsste man nicht bis nach Hamm oder Altenkirchen fahren.
- Arbeitsplätze würden geschaffen.
- Einmalige Einnahmen der Ortsgemeinde für den Verkauf des Grundstücks (bisher keine Zahlen oder Planungen bekannt).
- Wiederkehrende Einnahmen durch Grundsteuer, nach Schätzungen etwa 2.000€ pro Jahr (https://www.grundsteuer.de/rechner).
- Die Gewerbesteuer wird wahrscheinlich höher liegen, evtl. sogar fünfstellig. Allerdings wird die Gewerbesteuer wahrscheinlich per Zerlegung nur anteilig gemäß der Personalkosten in Pracht an den gesamten Personalkosten von Netto Deutschland ermittelt.
Eine Prognose ist verlässlich machbar.
KONTRA: GEGEN den geplanten Netto
- Keine echte Notwendigkeit für einen Discounter in Pracht. (Die Prachter Bürger haben bereits kürzere Wege zur Nahversorgung als die meisten anderen Gemeinden!).
- über 5.700 Quadratmeter verplanter Flächenverbrauch wertvoller Wiesen- und Waldflächen oberhalb des Orts (davon etwa 1.400 m² Gebäude, 2.400 m² Parkplatz, Rest Hangbefestigung / Außenanlagen). Flächenversiegelung ist nicht mehr zeitgemäß und nur bei zwingenden Gründen zu akzeptieren. (Naturschutzinitiative)
- Steigerung des Risikos von Hochwasser bei Starkregen. Einschätzung, Gutachten, Kosten sind unklar.
- Emissionen (Lärm, Licht, Schmutz). Belastung für Anwohner und Tiere
(Anfahrt LKW, Scheppern von Paletten, Kisten beim Be- und Entladen etc. bei Anlieferung in der Regel morgens vor 7 Uhr, wie von Anwohnern anderer Märkte eindrücklich berichtet wird. Zu beachten: bei uns meist Wind aus Südwest. Der Schall würde dann morgens über ganz Wickhausen getragen. Zum Vergleich: bei seltenem Ostwind hören wir deutlich die Kirchenglocken aus Hamm über mehrere Kilometer. - Risiko von Lärm, Musik und Müll durch "Nutzung" des Parkplatzes durch feiernde Menschen am Wochenende oder nachts?
- Einzelne Discounter auf dem Dorf widersprechen den Empfehlungen des Landes Rheinland-Pfalz und der Behörden in Bezug auf nachhaltige Dorfentwicklung und Klimaschutz.
- Discounter bieten keine Vollversorgung: Keine Frischetheke für Käse oder Fleisch, wahrscheinlich kein Bäcker, kaum regionale Produkte.
- Einzelne Discounter auf dem Dorf sind kein Zukunftskonzept in Bezug auf Dorfentwicklung. (Stichworte: Landesentwicklungsprogramm zur Stärkung von Klein- und Mittelzentren, keine weitere Versiegelung von Grünflächen, keine Stärkung der Dorfgemeinschaft)
- Die Notwendigkeit für eine Nahversorgung wurde nie gemeinsam mit den Bürgern diskutiert. Was wollen die Bürger?
In anderen Dörfern gibt es interessante Alternativen!
Beispiele: Landmarkt Leuscheid, Tante Enso, Lieferservice, Abholservice Rewe Hamm, Wällermarkt, etc. - Nachhaltigkeit, Naturschutz, Automaten/Container mit 24/7-Zugänglichkeit oder mehr regionale Produkte sind aktuelle Anliegen junger Generationen! Keine Betonklötze und versiegelte Flächen.
- Weitere Schwächung der Kaufkraft in Hamm (bereits heute Leerstand)
- Das Grundstück und das Gebäude gehören einem Immobilieninvestor.
Die Gemeinde hat keine Kontrolle über die spätere Verwendung der Fläche. - Risiko von Leerstand, wenn sich der Markt nicht trägt. Discounter ziehen dann oft schon vor Ablauf der Mietdauer aus und zahlen die Miete einfach weiter ("das kleinere Übel"). Langfristiger "Schandfleck" am Ortseingang?
- Für alle ergänzenden Erledigungen (Bank, Tankstelle, Post, Frisör, Blumen, Apotheke, Arzt, Drogerie, usw.) fahren wir sowieso nach Hamm oder erledigen das unterwegs (z.B. auf dem Arbeitsweg). Wo ist der Nutzen eines Discounters in Pracht?
- Fußläufige Erreichbarkeit ist realistisch nicht gegeben. (Außenbereich am Berg).
- Die Investoren/Betreiber haben rein wirtschaftliche Interessen. Sobald der Gemeinderat den geplanten Beschluss zur Unterstützung von Netto gefasst hat, ist die Ortsgemeinde zur Unterstützung der Ansiedlung verpflichtet – im Zweifel sogar gegenüber Behörden oder den Interessen der eigenen Bürger!
- Oft kommen zusätzliche Forderungen der Investoren erst tröpfchenweise im Nachgang! Zum Beispiel Änderungen an den Planungen, die angeblich vorher nicht absehbar waren. Ähnliche Probleme gibt es in weiteren Gemeinden im Westerwald. So werden nach und nach immer mehr Zugeständnisse nötig, um die Planung "daran jetzt nicht noch scheitern zu lassen".
- Beeinträchtigung des Ortsbildes durch große Eingriffe in die Landschaft: der Höhenunterschied zwischen Niveau des geplanten Parkplatzes und Fasanenplatz (Ecke Altenkirchener Straße / Nachtigallenstraße) beträgt etwa 8 Meter. Laut Investor soll der Höhenunterschied über eine Böschung und ohne Mauer überwunden werden. Nach Meinung befragter Landschaftsarchitekten ist eine Absicherung ohne Stützungsmaßnahmen (Beton) nicht möglich.
- Auf Basis von Gutachten vergleichbarer Netto-Märkte rechnen wir mit mindestens 500 Kunden pro Tag. Das sind mehr als 1.000 An- und Abfahrten an sechs Tagen pro Woche zwischen 7 und 20 Uhr. Details und Datenquellen.
- Auf private Initiative wurde auch ein anderer, bisher in Hamm nicht vertretener Supermarkt für Pracht angefragt: kein Interesse, weil sich der Markt nach deren Kalkulation in Pracht nicht rechnet (aufgrund der Nähe zu Hamm).
Diese Rückmeldungen und ergänzenden Argumente haben wir von Besuchern dieser Internetseite erhalten
(ohne Veränderung wörtlich übernommen):
PRO: FÜR den geplanten Netto
- Der Markt wäre zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen.
- Menschen ohne Auto, wie z.B. Kinder, Jugendliche, Menschen mit Behinderungen und ältere Mitbürger, hätten eine Einkaufsmöglichkeit ohne auf andere Menschen angewiesen zu sein. Hieraus ergibt sich eine weitere Chance zur sozialen Teilhabe und Selbstständigkeit.
- Die Chance, dass es in Pracht eine Einkaufsmöglichkeit in den nächsten Jahren gibt, ist eher gering. Daher sollte man die Chance nicht verstreichen lassen.
- Der Markt wäre u.a. eine Begegnungsstätte der Menschen aus der Region
- Die Region würde durch den Markt attraktiver für Menschen die wohnortnah eine Einkaufsmöglichkeit bevorzugen
- Feriengäste hätten im Ort eine Einkaufsmöglichkeit. Mit diesem Argument könnten Vermieter werben.
- Das Auto könnte ab und an mal stehen bleiben und man könnte einen Einkauf mit einem Spaziergang verbinden.
KONTRA: GEGEN den geplanten Netto
- Zwei weitere vermeintliche Pro-Argumente sind die fußläufige Einkaufsmöglichkeit für ältere Menschen, die nicht mehr Auto fahren (können) oder kein Auto besitzen sowie ein Treffpunkt für Jung und Alt
Zu ersterem:
1. Fußläufig erreichbar wäre der Markt aufgrund des vorhandenen Fußwegs und des Höhenunterschiedes nur für wenige Einwohner Wickhausens.
2. Zu Fuß könnten eh nur wenige Dinge transportiert werden, so dass man am Ende auch zum Netto mit dem Auto fahren würde (sieht der Investor ja wohl auch so, sonst würde man keine 66 Parkplätze benötigen)
3. Die Versorgung älterer Menschen könnte viel besser sichergestellt werden, wenn z.B. Rewe auf dem Land auch einen Lieferservice anbieten würde, wie in den Städten bereits üblich. Ein solches Angebot würden vielleicht auch Berufstätige nutzen. Vielleicht kann die lokale Politik dazu die Interessen bündeln und mal Gespräche führen. Direkte Ansprechpartner dafür gäbe es sogar im Kreis selbst.
Zu zweiterem:
Ein Treffpunkt setzt voraus, dass es eine Bäckerei mit Café gibt. Das ist wie dargestellt sehr unsicher.
Des weiteren gibt es sicher schönere Orte, als den Vorraum eines Discounters. Für einen Treffpunkt allein würde auch deutlich weniger Platz benötigt und es ließen sich ggf. Alternativen in bestehenden Räumlichkeiten finden. Vielleicht kann man dazu auch einfach das Sportheim nutzen und einmal im Monat einen Treffpunkt mit Kaffee und Kuchen und einem Bringdienst organisieren. Das ist die einfachste und nachhaltigste Lösung. Ggf. könnte es dazu auch eine Kooperation zwischen den beiden größten Vereinen der Gemeinde geben (SG und Fidele Jongen).
Abschließend eine Anmerkung zum Aspekt Versiegelung:
Es ist erklärtes Ziel der Bundesregierung, den Flächenfraß zu stoppen (war jüngst auch nochmal in der Rheinzeitung zu lesen). Gerade auf dem Land gibt es hier derzeit noch ein erhebliches Problem, da bei vielen (gerade auch der lokalen Politik und lokalen Behörden) immer noch die Auffassung vertreten wird, es gäbe hinreichend Flächen.
Das ist jedoch zum einen ein Irrtum, da jede Fläche beim Kampf gegen den Klimawandel zählt und die Landwirtschaft ebenfalls mehr Flächen benötigt, wenn mehr lokal angebaute Lebensmittel benötigt werden, und zum anderen geht es auch um die Veränderung des Trends an sich. Da ist jede Fläche wichtig. Dazu gehört jedoch zunächst ein entsprechendes Bewusstsein (leider scheint dieses gerade im kommunalen Bereich noch zu fehlen). Man sollte heutzutage sehr strenge Maßstäbe bei Neuversiegelungen anlegen. (Im Idealfall sollte zudem im gleichen Maß Fläche entsiegelt werden, was jedoch so gut wie nie geschieht). Daher ist insbesondere die wirkliche Notwendigkeit zu prüfen. Die Frage, ob der Schaden (denn ein solcher ist es immer) wirklich den Nutzen rechtfertigt. Das dies im vorliegenden Fall nicht im Ansatz gegeben ist, sollte jedem einleuchten (tut es aber wohl leider nicht). - Gemäß des Beschlusses des Verbandsgemeinderats von Hamm vom 20.04.1982, darf in dem angedachten Areal - landwirtschaftliche Nutzfläche - keine Bebauung erfolgen (zu niedriger Wasserdruck!).
- Man könnte die wirklich schlechten, eher unsozialen Arbeitsbedingungen bei Netto noch mal explizit erwähnen.
Das Müllaufkommen rund um den Markt ist wahrscheinlich auch nicht zu verachten, da fliegt allerlei durch die Gegend rund um solche Gebiete und es liegt viel zu nah an Wald und Bächen….Tiere werden noch mehr gestört…. - Im Rahmen der Dorfmoderation haben Prachter Bürger ihre Wünsche für die Zukunft in Pracht formuliert: eine bessere Nahversorgung war hier so gut wie kein Thema. (siehe Protokoll zum Download).
Im Vordergrund stand mit großem Abstand: Erhalt von Natur und Landschaft, gefolgt von besseren Straßen, besserer Dorfgemeinschaft und Miteinander.
(siehe auch: großer Artikel Rhein-Zeitung vom 22.05.2023: "Rundgang zeigt, was sich in Pracht verbessern ließe". Zitat: "Überaus oft wurden dabei die reizvolle ländliche Lage, und unberührte Natur mit ihrer vorhandenen Artenvielfalt und dem damit verbundenen Wunsch, dies alles zu erhalten, genannt". Das Thema Nahversorgung wird in dem Artikel nicht einmal erwähnt. Es scheint also für die interessierten Bürger kein relevantes Thema zu sein!). - Hallo,
das Vorhaben in Pracht einen Nettomarkt zu errichten beruht auf Wunschdenken.
Die Kapazität eines modernen Lebensmittelmarktes wird m.E.potentiell bei Weitem nicht ausgelastet.Woher sollen denn all die Kunden kommen?Die Anziehungskraft von Altenkirchen und Hamm in Rechnung gestellt verbleiben nur einige kleine Orte in einem vertretbaren Radius. Und was Pracht betrifft: die kaufkräftige Klientel verfügt über ein Auto und erreicht mit wenig Aufwand ein wesentlich reichhaltigeres Angebot (Rewe, Aldi, Lidl, Norma, Penny). Der Einkauf kann zudem mit anderen Zielen kombiniert werden: Bäcker,Drogeriemarkt,etc.
Und selbst fussläufig wäre dieser Markt aus dem eigentlichen Ortskern für nicht mehr ganz Fitte eine Anforderung.
Fazit: ökonomisch mittelfristig tote Hose, aber für immer ein Stück Natur weniger und weitere Emissionen.
Lasst es sein! - Einschätzung der Naturschutzinitiative zum Vorhaben: Link
Wir haben etwas vergessen? Es gibt weitere Argumente PRO und KONTRA?
Dann freuen wir uns über Euren Input an info@initiative-pracht.de